Research Group of Prof. Dr. M. Griebel
Institute for Numerical Simulation
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Modellbildung und Hauptresultat

 

Gegeben sei ein beidseitig unendlicher Zylinder, in dem sich ein brennbares Gasgemisch befindet. Zur Beschreibung der Verbrennungsvorgänge dieses Gasgemisches gibt es zahlreiche mehr oder weniger zutreffende Modelle. Ein sehr allgemeines und umfassendes ist im Anhang von [BL] auf Seite 37 beschrieben. Da es jedoch aus vielen hinsichtlich der Form wesentlich verschiedenen Einzelgleichungen besteht, die sich wiederum aus vielen unterschiedlichen Variablen wie Druck, Dichte, Geschwindigkeitsfeld, Temperatur und Massenanteil des Frischgases zusammensetzen, entzieht es sich aus Komplexitätsgründen einer analytischen Behandlung. Daher wird das Modell folgendermaßen vereinfacht:

Die ,,isobare Approximation`` geht davon aus, daß der Druck des Gasgemischs überall und zu jedem Zeitpunkt konstant ist. Diese Einschränkung ist sinnvoll, da sich Flammenfronten i. allg. mit einer Geschwindigkeit ausbreiten, die unterhalb der des Schalls liegt, und daher die bei der Verbrennung entstehenden Druckwellen sich von der enstehenden Flammenfront entfernen und keinen Einfluß auf die weitere Verbrennung haben. Weiterhin verwendet man die ,,Konstante-Dichte-Approximation``, die das Modell so lange nicht in unzulässiger Weise beeinträchtigt, wie die Reaktions-Diffusions-Effekte die hydrodynamischen dominieren, was z.B. bei hinreichend gleichmäßigen Gasströmungen der Fall ist. Beide Approximationen führen uns zu folgendem System:

  equation156

Hierbei sei

equation168

der beidseitig unendliche Zylinder; das Gebiet tex2html_wrap_inline7781 sei beschränkt und habe einen tex2html_wrap_inline7859 -Rand für ein beliebiges tex2html_wrap_inline7861 . Wir nehmen tex2html_wrap_inline7863 an, da eine kleinere Raumdimension eine Entartung bedeuten würde. Für einen Punkt tex2html_wrap_inline7865 schreiben wir tex2html_wrap_inline7867 mit tex2html_wrap_inline7787 und tex2html_wrap_inline7789 . Die Funktion u = u(x, t) bezeichnet die auf [0,1] normalisierte Temperatur des Gasgemischs an der Stelle x zum Zeitpunkt t. Analog dazu bezeichnet v = v(x, t) den Massenanteil des Frischgases im Zylinder. v=1 bedeutet, daß nur frisches Gas vorliegt, während v=0 besagt, daß alles Gas verbrannt ist. tex2html_wrap_inline7799 bezeichnet die künstlich aufgeprägte Grundgeschwindigkeit des Gases parallel zu der Zylinderwand; das Geschwindigkeitsfeld tex2html_wrap_inline7889 ist divergenzfrei. Die positive Konstante Le ist die ,,Lewis-Zahl``, in die verschiedene physikalische Konstanten eingehen. Sie wird hier als Le=1 angenommen und findet daher keine weitere Berücksichtigung. Zuletzt bezeichnet f(u) das Maß des chemischen Verbrennungsvorgangs.

Bei der Verbrennung entsteht eine Flammenfront, die sich im Zylinder ausbreitet. Wir interessieren uns hier nur für ,,travelling-wave-solutions`` dieses Systems, d.h. wir nehmen an, daß sich die Flammenfront mit konstanter Geschwindigkeit in tex2html_wrap_inline7801 -Richtung ausbreitet. Daher betrachten wir nur Lösungen der Form tex2html_wrap_inline7899 bzw.  tex2html_wrap_inline7901 . Die Konstante c bezeichnet dabei die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flammenfront und darf als Unbekannte als eine Art ,,Eigenwert`` angesehen werden. Mit diesem Ansatz wird aus dem parabolischen System (2.1) das elliptische System

  equation174

Als Randwerte legen wir fest:

    eqnarray184

Hierbei bezeichnet das nach unten gestellte tex2html_wrap_inline7907 die Ableitung in Normalenrichtung tex2html_wrap_inline7909 . Die Gleichung (2.4) legt fest, daß die Zylinderwand keinen Einfluß auf die Verbrennung nimmt. Die Gleichungen (2.5) und (2.6) sind als Grenzwert zu verstehen und besagen, daß sich in Richtung tex2html_wrap_inline7911 als Grenzwert nur frisches Gas und in Richtung tex2html_wrap_inline7913 nur verbranntes Gas befindet; die Verbrennung verläuft also von tex2html_wrap_inline7913 nach tex2html_wrap_inline7911 .

Zwischen den Funktionen u und v besteht ein direkter Zusammenhang:

  LEMMA992

BEWEIS. Sei w:=u+v. Die Funktion tex2html_wrap_inline7929 ist eine stetige Abbildung der kompakten Menge tex2html_wrap_inline7931 nach tex2html_wrap_inline7933 , wobei tex2html_wrap_inline7935 vereinbart sei. tex2html_wrap_inline7937 nimmt dort also sowohl Minimum als auch Maximum an. Liegen diese beiden Extrema in tex2html_wrap_inline7939 , so gilt tex2html_wrap_inline7941 wegen tex2html_wrap_inline7943 , und das Lemma ist bewiesen.

Ansonsten besitzt w ein Extremum in tex2html_wrap_inline7947 . Da w die Differentialgleichung

equation1013

erfüllt, folgt aus dem Starken Maximumprinzip von E. Hopfgif, daß w keine inneren Extrema besitzt, es sei denn w ist konstant. Das Extremum kann aber nicht auf dem Rand tex2html_wrap_inline7955 liegen, denn dann müßte an diesem Punkt nach Theorem 7 aus [PW] tex2html_wrap_inline7957 gelten, die äußere Normalenableitung von w ist aber null. Somit bleibt nur der Fall tex2html_wrap_inline7961 . tex2html_wrap_inline7963

Daher kann man v durch 1-u ausdrücken und die zwei Gleichungen des Systems (2.3) auf eine reduzieren. Mit der Bezeichnung g(u) := (1-u) f(u) ergibt sich

  equation218

mit den Randbedingungen

   eqnarray223

An die Koeffizienten stellen wir die Forderungen

    eqnarray228

tex2html_wrap8013 tex2html_wrap8015

Die Konstante tex2html_wrap_inline7861 ist bereits von der Randglattheit tex2html_wrap_inline7993 her bekannt. Unter diesen Voraussetzungen beweisen wir in den Fällen n=2 und n=3 das Hauptresultat:

Theorem: Für alle den Bedingungen (2.11)-(2.13) genügenden Funktionen tex2html_wrap_inline7843 und g gibt es eine Lösung tex2html_wrap_inline8003 des Problems (2.8)-(2.10). Für die Lösung gilt:

   eqnarray250

  equation259

Im Fall n > 3 gilt die Aussage vermutlich auch, jedoch gibt es im Beweis eine Lücke, die selbst nach langer Arbeit nicht geschlossen werden konnte: Es fehlt der Schluß, daß Lösungen der Klasse tex2html_wrap_inline7833 automatisch von der Klasse tex2html_wrap_inline7859 sind. Ausführliche Bemerkungen und Begründungen dazu finden sich in Kapitel tex2html_wrap_inline8011 .

Die prinzipielle Vorgehensweise ist die folgende: Im Abschnitt 2.2 wird die Existenz einer Lösung eines ähnlichen Problems auf beschränkten Zylindern gezeigt. Im Abschnitt 2.3 betrachtet man dann behutsam den Grenzübergang für immer größer werdende Zylinder und erhält so eine Lösung des Problems auf dem unbeschränkten Zylinder.


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Marcel Arndt
Tue Mar 28 09:56:06 MSZ 2000