Bei den Abschätzungen in diesem Kapitel werden wir die folgende Interpolationsungleichung benötigen:
Die Aussage dieses Satzes erhält man leicht für p=2 mittels partieller Integration. Die Aussage für beliebiges p beweisen wir jedoch anders mit einer Methode von Nirenberg. Dieser beweist die Ungleichung zwar ebenfalls nur für den Fall p=2, der Beweis läßt sich jedoch verallgemeinern:
BEWEIS. Es genügt, die Aussage nur für Funktionen zu beweisen, da diese Funktionen dicht in liegen und die Aussage des Satzes durch einfache Approximation folgt.
Der Beweis erfolgt in drei Schritten: zuerst wird die Ungleichung für den eindimensionalen Fall n=1 bewiesen, dann wird sie auf achsenparallele Würfel im ausgedehnt, und schließlich werden allgemeine Gebiete behandelt.
Zunächst sei also n=1, d.h. ein endliches Intervall. Zu , das später gewählt wird, unterteile in Teilintervalle, deren Länge mindestens beträgt, maximal jedoch . Dazu kann ggf. verkleinert werden, falls zu klein ist, was für die Aussage nicht relevant ist, da dann eine schärfere Abschätzung bewiesen wird. Sei nun I=(a,b) ein solches Intervall. Mit gilt dann folgende Relation, die wir später benötigen werden:
Das Intervall I unterteilen wir weiter in vier gleichlange Teilintervalle der Länge , das linke bezeichnen wir mit und das rechte mit . Seien und . Dann gibt es dem Mittelwertsatz gemäß ein , so daß gilt:
Damit gilt für beliebiges :
Integriere diese Ungleichung in den Variablen und über bzw. :
also
Dividiere dies durch , erhebe es zur p-ten Potenz und schätze mittels Hölderungleichung ab:
Integriere diese Ungleichung in der Variablen y über I:
Nutze nun die Relation (5.2):
Summiert man über alle Teilintervalle I von , so folgt mit :
Das Ergebnis für den eindimensionalen Fall läßt sich leicht für Würfel verallgemeinern: Für jedes und für jedes mit gilt gemäß (5.10):
Integriere diese Ungleichung in den Variablen über das n-1-dimensionale Gebiet :
Summiere über auf. Wenn man dann noch über abschätzt und einen -Term addiert, folgt für Würfelgebiete :
Mit diesem Ergebnis können wir uns beliebigen beschränkten Gebieten mit -Rand zuwenden.
Die Randglattheit ermöglicht es, zu jedem eine Umgebung mit und einen -Diffeomorphismus zu finden, wobei eine offene Menge ist. Wir können und in der Form verkleinern, daß ein achsenparalleler Würfel ist. Zu jedem sei weiterhin ein achsenparalleler Würfel, ebenfalls mit . Da kompakt ist, gibt es eine endliche Menge mit . Da die endlich vielen Diffeomorphismen und für gleichmäßig beschränkt sind, gibt es eine Konstante k>0, die nur von und I abhängt, so daß für i=0, 1, 2 gilt:
Also transformiert sich die oben bewiesene Abschätzung auf Würfelgebieten zu
Sei nun eine Oberschranke für die Zahl der Umgebungen , , die sich in einzelnen Punkten aus überlappen. K ist durch majorisiert, i. allg. wird K jedoch wesentlich kleiner sein. Es folgt
Mit der Wahl folgt die Behauptung.
Hinweis: Mittels Induktion läßt sich der Satz leicht erweitern zu
für ganzzahlige Konstanten j > i > 0. Ebenso lassen sich anstelle der vollen Normen auch Seminormen verwenden. Eine andere Beweismöglichkeit ergibt sich durch die Nutzung des Ehrling-Lemmas (siehe [Alt]).
Als weiteres Hilfsmittel müssen zur Formulierung einer Randwertaufgabe die Randwerte von Funktionen aus Sobolewräumen charakterisiert werden. Hierzu eignen sich am besten die sog. ,,fractional order spaces``, das sind Sobolewräume mit nichtganzzahligem m. Die Einführung dieser Räume ist aufwendig und würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, sie ist aber für unsere Zwecke auch nicht erforderlich. Hier genügt es zu wissen, daß für hinreichend glatte Gebiete die Randwerte von Funktionen aus gerade den Funktionen aus entsprechen. Auf ist eine Norm gegeben durch
Die Bedingung kann nicht als normale Gleichheit fast überall aufgefaßt werden, da Nullmenge in ist und somit keine Einschränkung an gemacht würde. Vielmehr gibt es eine stetige surjektive Abbildung , die für -Funktionen genau der Restriktion auf den Rand entspricht, und mit ist lediglich gemeint.