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Qual der Wahl zwischen Elite-Universitäten

Von Oliver Treptow

21.08.2004 07:18 Uhr

Einen Satz hört man von Thomas Mertens ziemlich häufig. "Es ist gut für mich gelaufen." Und mit dieser Aussage trifft es der 25-Jährige wohl recht genau. Denn über mangelnden Erfolg kann sich der Student der Mathematik und Volkswirtschaftslehre (VWL) nicht beklagen. Dass er dafür nicht immer hart arbeiten musste, belegen seine Fähigkeiten. Dass er dennoch so locker, beinahe zurückhaltend, aber durchaus selbstbewusst sein Leben zusammenfasst, macht ihn sympathisch.

Gut gelaufen ist es tatsächlich. Schließlich fliegt Mertens am 1. September in die USA zur Universität nach Harvard, um dort in fünf Jahren seinen Doktor zu machen. Und dabei ist er einer von deutschlandweit 24 Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes. Schon in der Schule konnte er sich gegen gute Noten kaum wehren, doch besonderen Ehrgeiz hatte er da noch nicht an den Tag gelegt. "An den Bundeswettbewerben habe ich nie teilgenommen", sagt der gebürtige Stuttgarter. Nachdem der Computerinteressierte dann in der zwölften Klasse für zwei Wochen bei dem Programm "Schüler machen Chips" am Institut für Mikroelektronik mitgemacht hatte, wurde er für ein Projekt als Hilfskraft engagiert.

Als Jahrgangsbester mit der Idealnote im Abitur von 1,0 schlug ihn sein damaliger Schulrektor für ein Stipendium vor. Nach einem mehrtägigen Auswahlverfahren mit einem Referat, Diskussionen und Einzelgesprächen wurde Mertens von der Studienstiftung aufgenommen. "Ich finde, es hat mir einiges gebracht", sagt Mertens und meint damit nicht nur das Büchergeld. Die Unterstützung reicht von Stammtischen, Sommerakademien und Vorträgen bis hin zur Vermittlung von Praktika und Auslandsaufenthalten.

Nach der zehnmonatigen Bundeswehrzeit studierte Mertens in Tübingen Mathematik, mit VWL zunächst als Nebenfach, nach drei Semestern als Hauptfach. Nach dem Vordiplom suchte er eine neue Herausforderung und wechselte nach Bonn. "Es ist wirklich super hier, ich könnte mir vorstellen, wieder hierher zurückzukommen", sagt Mertens, der damals gleichzeitig mit seinem ein Jahr älteren Bruder Stefan an den Rhein zog. Allerdings nicht in eine gemeinsame Wohnung. "Ich wollte ja auf jeden Fall ins Ausland und da hätte sich das nicht gelohnt", erklärt Mertens, der kaum wie ein "echter" VWLer wirkt. "Ich trage keine Birkenstocks und Wollpulli, auch Anzug und Krawatte müssen nicht sein, am liebsten habe ich es locker", sagt er und lächelt.

Froh und erstaunt zugleich war Thomas Mertens als er sich in Bonn für den VWL-Austausch mit der Universität in Berkeley / Kalifornien angemeldet hatte. "Ich war der einzige Bewerber hier", wundert sich Mertens noch heute, "in Mannheim schlagen sich die Studenten um die drei freien Plätze. Und so konnte er sich gegen den einjährigen Aufenthalt im Westen der USA mit Unterstützung eines Teilstipendiums des DAAD kaum wehren. "Das Programm war phänomenal gut", freut sich Mertens immer noch.

Mitgenommen hat Thomas Mertens einiges aus dieser Zeit. "Viel Erfahrung, viel Selbstvertrauen und auch die Gutachten der Professoren", erklärt er. Die brauchte er nämlich für seine erneute Bewerbung bei der Studienstiftung, für das European Recovery Programme (ERP). Denn in der Nähe von San Francisco reifte der Entschluss, länger in die USA zu gehen. Mertens bewarb sich, wurde dank der Gutachten und seiner Erfahrung in diesen Tests genommen und bewarb sich bei sieben Universitäten in den USA und in London. Zusagen erhielt er von allen, darunter so bekannte Hochschulen wie Stanford, Princeton und Yale. Er entschied sich letztlich für die Eliteuni von Harvard in der Nähe von Boston, "obwohl ich den Westen lieber mag".

Vermissen wird er in Amerika nur seine Freundin Kristina und schwäbisches Essen. "In Berkeley habe ich es einmal nicht mehr ausgehalten und Spätzle selber gemacht", sagt Mertens, der aber weiß, dass für Heimweh kaum Zeit bleibt. "Ich gehe davon aus, dass ich viel arbeiten werde. Da bleibt nicht viel Zeit für anderes." Da muss wohl auch sein Hobby Tischtennis hinten anstehen. Als Schüler hatte er im Einzel die württembergische Rangliste gewonnen und war mit der Mannschaft Deutscher Vizemeister geworden. Doch bei allem Erfolg hat er sich dennoch eine charmante Bescheidenheit bewahrt. "Wenn es gut läuft, möchte ich meinen Professor machen und in die Wissenschaft und Forschung gehen."

Quelle: Kölnische Rundschau